Interview mit Oliver Knigge zu Wohnformen der Zukunft

Interview Oliver Knigge

Wie werden sich die Bedürfnisse in Zukunft verändern? Welchen Einfluss hat Covid-19? Der Immobilienexperte gibt einen Ausblick in die Wohntrends der Zukunft und verrät, wie er persönlich gerne wohnen möchte und an welchen Projekten er aktuell arbeitet.

Herr Knigge, glauben Sie, dass die Corona-Krise Einfluss auf die Wohntrends der Zukunft nehmen wird?

Das denke ich tatsächlich. Es wird meines Erachtens stärkere Entwicklungen in gemeinschaftliche Wohnformen geben.

Was meinen Sie konkret?

42% aller Haushalte werden von Singles bewohnt. Jede fünfte Person lebt allein; bei Frauen über 65 sogar fast jede zweite. Ich denke, dass sich viele Alleinlebende während der Kontaktsperre mit dem Thema Senioren-WG oder Mehrgenerationendörfer beschäftigt haben.

Senioren-WGs sind den meisten wahrscheinlich ein Begriff, aber was sind Mehrgenerationendörfer?

Es gibt weltweit unzählige Beispiele solcher Wohnprojekte. Dort kommen alle Generationen in unterschiedlichsten Lebensphasen zusammen. Der junge Single, Familien mit Kleinkindern, Mittfünfziger - deren Kinder aus dem Haus sind, bis hin zu den Senioren. Jeder wohnt in seiner bedarfsgerechten Wohnung mit ausreichend Privatsphäre. Es stehen aber auch Gemeinschaftsräume zur Verfügung. Jeder hilft und packt an wie er kann. Die Senioren passen auf die Kinder auf, die Jungen kaufen für die Älteren ein und kümmern sich um die Gartenarbeit.

Haben Sie bereits Erfahrungen mit solchen Wohngemeinschaften gemacht?

Nach meiner Ausbildung habe ich selbst einige Zeit mit Freunden in einer WG in Köln gelebt. Wir hatten ein klassisches Reihenhaus gemietet mit großen Gemeinschaftsflächen und doch hatte jeder die Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Das habe ich als sehr positiv in Erinnerung.

Und in Ihrer beruflichen Tätigkeit?

Bisher noch nicht. Aber wir planen aktuell einen Neubau nach dem Konzept der Senioren-WG. Geplant sind drei große barrierefreie Wohnungen, die jeweils über einen Gemeinschaftsbereich und vier Privatbereiche mit Bad und Balkon verfügen. Geeignet für bis zu vier Singles oder auch zwei Paare. Interessierte können sich gerne noch in die Planung einbringen.

Wäre das auch für junge Menschen interessant?

Wie gesagt, ich habe es als junger Mensch Anfang Zwanzig sehr genossen. Und der Negativtrend zur Vereinsamung betrifft ja leider nicht nur ältere Menschen. Laut Erkenntnissen des Zukunftsinstituts soll sich bei den Jüngeren das sogenannte Co-Living als Wohnform stärker etablieren.

Wofür steht Co-Living?

Möbliertes Wohnen auf Zeit - ebenfalls in einer Wohngemeinschaft unter Gleichgesinnten. Meist digitale Nomaden, die sich maximale Flexibilität wünschen und sich nicht an eine feste Wohnung binden möchten. Ganz ähnlich wie beim Carsharing. Das funktioniert aber wohl beides eher in Metropolen wie Köln oder Berlin, und eher weniger in Bergisch Gladbach.

Wie sehen Sie den Trend der Tiny-Houses?

Den finde ich persönlich sehr sympathisch. Naturnahes Wohnen, auf kleinstem Raum, aber mit allem, was man wirklich braucht. Und das ganze auf einem mobilen Anhänger. Dazu passt das meiner Meinung nach bemerkenswerte Zitat eines Gesellschaftsforschers: "Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen, von Geld, das wir nicht haben, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen."

Könnten Tiny-Houses also die Lösung für bezahlbaren Wohnraum sein?

Das denke ich eher nicht. Zum einen ist das dauerhafte Wohnen in einem Tiny-House in NRW nicht erlaubt. Zum anderen möchten oder müssen ja auch viele Menschen in der Stadt leben. Nur dort ist der Wohnraum bekanntlich knapp und damit teuer.

Hätten Sie einen Lösungsvorschlag?

Zum einen ist Teilen in Form einer Wohngemeinschaft natürlich eine Möglichkeit. Zum anderen müssten die Grundrisse klüger geplant werden.

Wie meinen Sie das?

Im Durchschnitt stehen in Deutschland jedem 46,7m² Wohnfläche zur Verfügung, Singlehaushalten sogar 66,7m². Man könnte deutlich mehr Lebensqualität aus weniger Wohnfläche heraus bekommen. Meine Frau und ich denken gerne an unsere erste gemeinsame Wohnung zurück: 56m², 3 Zimmer, offene Küche, Diele, Wannenbad, Balkon. Diese Wohnung war perfekt und völlig ausreichend. Alles hatte seinen Platz und wir konnten sogar 12 Gäste an einer langen Tafel unterbringen. Nur weil sich der Architekt ein paar mehr Gedanken über die Raumausnutzung gemacht hat.

Das sind alles tolle Ideen, aber was machen wir mit den Bestandsimmobilien?

Auch im Bestand kann man oft mit ein paar kleinen Änderungen mehr Nutzen aus einer Wohnung heraus bekommen. Oder eine große Wohnung in zwei kleinere teilen. Das gilt im Übrigen auch für sehr große Einfamilienhäuser. Wir zum Beispiel haben 2012 ein bestehendes Einfamilienhaus, das zuletzt von nur einer Person bewohnt wurde, in ein Dreifamilienhaus umgewandelt, ohne an der Gebäudehülle etwas zu verändern.

Und solche Umbauten führen Sie auch für Ihre Kunden aus?

Bisher sind das überwiegend nur eigene Projekte oder Umbauten von Freunden und Familie. Aber natürlich helfe ich auch unseren Kunden hier sehr gerne weiter. Grundrisse sind meine heimliche Passion.

Verraten Sie uns zum Schluss noch Ihren persönlichen Wohn-Traum?

Der ist tatsächlich etwas speziell (grinst). Ich würde gerne einen alten Seecontainer zu einem Tiny-House ausbauen und den irgendwo im Bergischen auf einer einsamen Wiese aufstellen, vollständig autark...

Das klingt spannend.

Ich muss nur noch meine Frau davon überzeugen (lacht).

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